SPD-Kandidat Ismail Ertug zu Gast bei der Neustädter SPD

Sein literarischer Namensvetter Ismael kämpfte gegen den riesigen weißen Wal Moby Dick. So ähnlich muss sich auch Ismail Ertug (33) manchmal vorkommen, der als Europa-Kandidat der SPD für die Oberpfalz um die Akzeptanz der europäischen Gremien wirbt. „Es ist schwierig, für die EU zu werben, nachdem sie jahrelang konsequent schlecht gemacht worden ist“, beklagt Ertug beim Infoabend der SPD im Gasthof „Deutsche Eiche“.

„Ein großes Problem sind die Populisten, die nur Angst und Ressentiments schüren wollen, und die größten in der CSU sitzen“, kritisiert der Amberger Stadtrat. Dabei biete Europa mit Fördermitteln gerade auch für unsere Gegend Chancen. Die gelte besonders bei Alleinstellungsmerkmalen wie einer Kulturund Tourismusregion „Goldene Straße“, für die sich Ertug stark macht. „Mit einer Vernetzung aller regionalen Kräfte und einer Medienkampagne können wir den Status der Region verbessern und Arbeitsplätze schaffen.“ Ein enges Miteinander mit den tschechischen Nachbarn ist für den SPD-Kandidaten dabei wichtig: „Es muss mehr bayerisch-böhmisches Regionendenken entstehen.“ Ertug ist aus Amberg und will der Region in Brüssel eine Stimme geben. Er glaubt, dass er durch seine Fachkenntnisse als Krankenkassenbetriebswirt und Industriekaufmann viele Impulse geben und innerhalb der EU etwas bewegen kann: „Es gibt Fehlentwicklungen wie die Bürokratie bei Antragsstellungen oder der Angriff auf die Sparkassen und das öffentlich-rechtliche Fernsehen.“ Aus diesen Bereichen und Fragen der Daseinsvorsorge müsse sich die EUKommission heraushalten. Im Wahlkampfendspurt sei es nötig, die Erfolge der Oberpfälzer SPD auf europäischer Bühne darzustellen: „Der wichtige Lückenschluss der A 6 war ein sozialdemokratisches Projekt“, erinnert Ertug. „Der Alleinvertretungsanspruch der Christsozialen für bayerische Interessen in Brüssel ist Unsinn, ihr Wahlkampf unglaubwürdig“, sagt Ertug. „Es ärgert mich, dass sie Volksentscheide auf europäischer Ebene fordern, solche Abstimmungen in Deutschland aber an ihnen scheitern.“ Horst Seehofer, der von den Plakaten grinse, stehe nicht zur Wahl. Wohl aber die Gewerbesteuer, die gesetzliche Krankenversicherung mit kostenloser Familienversicherung und saubere Energien. Dies alles finde in der sozialen Marktpolitik der Union keinen Platz. „Man darf Europa nicht den anderen überlassen“, warnt SPD-Vorsitzender Martin Filchner vor dem Nicht-Wählen. „Eine schlechte Wahlbeteiligung schadet vor allem der SPD, die 15 Prozent in Bayern bei den letzten Europawahlen waren desaströs“, ergänzt MdL Annette Karl, die betont: „Europa kommt nicht einfach über uns, sondern ist ein spannender, erfolgreicher Prozess des gemeinsamen Miteinanders.“