Die SPD in Neustadt besucht jedes Jahr an Silvester das Rote Kreuz, heuer zum ersten Mal in der neuen Rettungswache. Eigentlich ist es eine Aufmerksamkeit, ein „Danke sagen“ für den Dienst. Dieses Mal kamen aber auch Probleme zur Sprache – unter anderem die Ausbildungssituation in der Pflege.
Die Stimmung war gut, geschimpft wurde nicht. Bei der Visite von Bundestagsabgeordnetem Uli Grötsch, Kreistagsfraktionsvorsitzendem Günter Stich und SPD-Ortsvreinsvorsitzendem Sebastian Dippold zeigten sich die anwesenden Mitarbeiter des BRK recht zufrieden. Denn obwohl für die Rotkreuzler das meiste in Ordnung sei, so gäbe es dennoch Verbesserungsbedarf.

Auf die Frage des Abgeordneten, welche Wünsche die Sanitäter denn an die Politik hätten, folgte zunächst Schweigen. Im Großen und Ganzen sei man zufrieden, „dass es im Groben so weiterläuft wie bisher“, meinte Bereitschaftsleiter Tino Unbehauen nach kurzer Pause. Bedarf wäre aber da. So gibt es in der neuen Ausbildung des Notfallsanitäters noch Unklarheiten. „Dinge, die früher Notärzten vorbehalten waren, sollen jetzt wir übernehmen – dabei ist das Rechtliche noch gar nicht geklärt“, erläuterte Sandro Fleischer. Eine private Berufshaftpflicht könne für Notfallsanitäter da kein Rezept sein. Eine große Lösung müsse her. Grötsch pflichtete ihm bei.

Ein weiteres Manko wäre die Pflege. „Die hat ihren schlechten Ruf zu Unrecht“, findet der Geschäftsführer des BRK, Sandro Galitzdörfer. „Zum Vergleich: Früher, da war ich bei der Sparkasse, Bürojob – da gab es Bewerbungen stapelweise. Bei der Pflege hatten wir heuer nur eine einzige externe Bewerbung.“ Der schlechte Ruf gehe so weit, dass auf einer Ausbildungsmesse in der Weidener Max-Reger-Halle Eltern zu ihren Kindern sagten, „zur Pflege gehen mir nicht“ und die Stände des BRK im Keller links liegen ließen. Dabei wäre die Pflege ein durchaus attraktiver und wertvoller Beruf, vieles bekämen die Pflegerinnen und Pfleger zurück, die Bezahlung stimme auch. Die Arbeitsbelastung sei hoch, gab Galitzdörfer zu. Mehr Leute würde er gerne einstellen. „Aber der Markt ist leer, wir kriegen keinen. Dabei kann man in der Pflege durchaus Karriere machen“, schloss der BRK-Mann sichtlich etwas geknickt. „Wo der Jens Spahn seine versprochenen Pflegekräfte einfach so herzaubern will, da bin ich auch gespannt“, gab Grötsch zu.

Viel Lob gab es von Geschäftsführer und der Politik für das Engagement des Roten Kreuzes, vorne ran für die Ehrenamtlichen. „Wir in Neustadt sind heilfroh, dass die Wache dageblieben ist. Das ist nicht selbstverständlich“, bedankte sich der Ortsvereinsvorsitzende Sebastian Dippold. Günter Stich fügte an, dass gerade er als Floßer die sogenannten „HvO“, die Helfer vor Ort, als eine ungemeine Bereicherung empfinde. „Die haben auch – wie das ganze BRK – ein wahnsinnig hohes Ansehen in der Bevölkerung“, nickte er anerkennend. Zum Abschied gab es für die Vertreter der SPD noch eine Führung durch die neue Wache und die Schulungsräume.