Neustädter SPD debattiert über Flüchtlinge

„Manchmal muss es schnell gehen“, sagte Johanna Meier über die Aufnahme von Flüchtlingen. Da könne es schon mal passieren, dass sie vormittags einen Anruf erhält und nachmittags die Menschen auf Unterkünfte verteilt sein müssen. Doch damit ist das Engagement für die oft minderjährigen Neuankömmlinge noch lange nicht zu Ende.

„Flüchtlinge in Neustadt – Schwierigkeiten und Chancen“, lautete das Motto einer Infoveranstaltung der SPD im Gasthof „Weißes Rössl“. Ein Verteilungsschlüssel lege fest, wie viele Flüchtlinge jedes Bundesland, jeder Regierungsbezirk und jeder Landkreis aufnehmen müsse. Weil sich deren Ankunft nicht immer planen lasse, braucht Meier als Leiterin des Sozialamts im Landratsamt immer ein paar Zimmer in der Hinterhand, „die ich jederzeit abrufen kann“.

Obwohl die Zahl der Flüchtlinge kontinuierlich ansteige, könne man aber keinesfalls von einer Überflutung sprechen. Sieht man sich das Verhältnis Gemeindeeinwohner zu Flüchtling an, so habe Etzenricht mit gerade einmal 2,7 Prozent den höchsten Wert im Landkreis.

Wie sich das Leben von sogenannten unbegleiteten minderjährige Flüchtlingen gestaltet, stellten Karin Urban und Martha Igras von der Jugendwohngruppen von Dr. Loew aus Schwandorf und Amberg vor. So werden die jeweils 12 jungen Leute zwischen 14 und 18 Jahren im Schichtbetrieb rund um die Uhr betreut. „Wir lernen ihnen, mit dem Leben zurechtzukommen.“

Ein geregelter Tagesablauf vom gemeinsamen Frühstück über Schulbesuch, Mittagessen, fester Lernzeit, Freizeit und Dienstplänen für Kochen, Waschen und Putzen gebe ihnen ein Stück Normalität und Sicherheit. Viele hätten ein bis zwei Jahre Flucht hinter sich. Das Handy sei oft einzige Möglichkeit, mit Eltern oder Verwandten in der Heimat oder in Flüchtlingslagern Kontakt zu halten.

Weil sich viele Familien eine teure Flucht nicht leisten können, schicken sie immer wieder nur ihre Kinder ins Ungewisse. Sie hoffen, dass die es besser haben werden und die Familien irgendwann wieder vereint sind.

Wie man helfen könne, wollte eine Zuhörerin wissen. „Konkret seien hier die Vereine gefragt, die auf die Jugendlichen zugehen könnten“, meinte Igras. „Über den Sport oder andere gemeinsame Hobbys werden Bedenken und Berührungsängste auf beiden Seiten abgebaut.“ Aber auch ein freiwilliges Engagement über Einladungen für Unternehmungen in der Region bis hin zu Patenschaften sei willkommen.

„Interessenten gehen am besten auf die Träger oder Betreuer solcher Einrichtungen zu.“ In allen Vorträgen zeigte sich, dass häufig der Gesetzgeber und die Bürokratie der Realität hinterherhinken. Den Betroffenen, aber auch den Menschen, die beruflich damit zu tun haben, werde dadurch das Leben nicht gerade leichter gemacht.