Die Neustädter SPD setzt auf Jugend – Vorsitzende ab jetzt wieder zu dritt

Zwei flammende Reden, ein Mitglied mit 60 Jahren Treue, Auszeichnung für zwei verdiente Stadträte und ein wieder vollständiger Führungsstab – die Jahreshauptversammlung der Neustädter SPD hatte es in sich.

Vor den versammelten Genossinnen und Genossen im weißen Rössl hatte der Vorsitzende Martin Filchner zunächst aber ein etwas unerfreuliche Aufgabe. Der Hauptredner, Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch, hatte kurzfristig abgesagt. Ihm sei da ein Amt „dazwischengekommen“, grinste Filchner. Die Genossinnen und Genossen wüssten das ja alle, als neuer Generalsekretär der BayernSPD hätte Uli jetzt eben ein bisschen mehr Arbeit – darauf sei man auch stolz, so Filchner. Diese Lücke füllten die Neustädter Genossen mit Hochkarätern aus den eigenen Reihen. Neustadts dritter Bürgermeister, Heribert Schubert, brillierte mit einer Rede zur BundesSPD. Die „Verzückung“ über Martin Schulz habe er schon bei dessen Nominierung vor vier Monaten skeptisch gesehen. Seitdem sei Schulz einmal in den politischen Himmel und wieder zurückgeflogen, analysierte Schubert. Zur Wahl seien es allerdings auch noch vier Monate – eine lange Zeit in der vieles möglich sei, schwor Schubert die anwesenden Genossen auf den Wahlkampf ein.

Franz Witt spricht auf der Jahreshauptversammlung
Franz Witt spricht auf der Jahreshauptversammlung

Als zweiter Redner trat der SPD-Stadtratfraktionschef Achim Neupert ans Pult. Drei Jahre nach der letzten Kommunalwahl zog der eine „Stadtrats-Halbzeitbilanz“. Dabei betonte Neupert das Miteinander im Neustädter Rat. Da werden Ideen nicht grundsätzlich abgelehnt, nur, weil sie von den „Anderen“ kämen. Manchmal wundere man sich beim Blick in umliegende Orte schon, wie da teilweise miteinander umgegangen werde, so Neupert. Das sei in Neustadt nicht der Fall, das müsse man dem gesamten Stadtrat und besonders dem Bürgermeister zu Gute halten. Weiter betonte Neupert, dass die SPD sich immer aktiv einbringe. „Im Gewerbegebiet geht jetzt was – nicht zuletzt wegen der Stichstraßen der SPD“. Auch der Stadtplatz war kurz Thema. „Mir gefällt der, wie der angelegt ist, wie der geplant ist – nach wie vor. Was mir nicht gefällt, sind die Löcher. Aber da sind wir jetzt mit dem Unternehmen vor Gericht, da muss man abwarten, was rauskommt.“ Dass die Löcher jedes Mal nur einfach geflickt würden, das hätte auch einen Sinn, so Neupert. „Stellt euch doch mal vor, da kommt dann wegen des Prozesses ein Gutachter nach Neustadt. Der sieht den immer einwandfrei reparierten Stadtplatz und sagt: Der sieht doch gut aus! Was wollt’s na überhaupt? – Und dann schauen wir als Neustadt in die Röhre.“

 

 

Höhepunkt der Versammlung war die Ehrung langjähriger Mitglieder. Die beiden Vorsitzenden Martin Filchner und Miriam Pöllath hatten 20 Auszeichnungen für insgesamt ein halbes Jahrtausend SPD zu vergeben. Jeweils für zehn, 20, 30 und 40 Jahre Mitgliedschaft, darunter auch die beiden Stadträte Heribert Schubert und Franz Witt. Letzterer ging nach seiner Ehrung spontan ans Mikrofon: Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm die eigene SPD-Zeitung, die „SPD vor Ort“, sagte Witt. Verlegt ab 1995 – „An Haufen Arbeit war des, mit dem Furhmann Norbert damals“, sinnierte der amtierende Stadtrat. Auch sein erstes Mal als Kandidat auf der Liste hat er nicht vergessen: das war in den 70ern – eine lange Zeit, so Witt. Trotzdem möchte er davon kein einziges Jahr missen. Noch länger war nur einer der Geehrten dabei: Spitzenreiter Josef Schmid. Seit 60 Jahren hält er den Genossen die Treue. Anwesend war er allerdings nicht, er war gesundheitlich verhindert. Eingetreten ist er 1957 – da war Europa noch geteilt, die Beatles noch nicht gegründet und die Sowjets haben gerade Sputnik ins All geschossen.

Durch die Decke ging an diesem Abend allerdings etwas Anderes. Bei der Nachwahl auf den freien Posten des zweiten stellvertretenden Vorsitzenden gab es ein extremes Ergebnis. Hier setzte die Neustädter SPD zu 100 Prozent auf Juso-Chef Sebastian Dippold. Dessen „Ja“ und die Frage „Nimmst du die Wahl an?“ gingen im Beifall beinahe unter.